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Drei schnelle Fragen an Rene Adler
max. 4:59 min Lesezeit.
Guten Morgen Fussball ❤️,
heute sind wir busy. Aber bevor wir anfangen, müssen wir noch etwas loswerden: Die türkische Nationalmannschaft ist von Hannover nach Hamburg geflogen. 😳
Die Städte liegen 150 Kilometer auseinander…really Leute? 🤬 Dass die “nachhaltigste EM aller Zeiten” nur eine leere Worthülse der UEFA war, konnten wir uns schon vorher denken.
Vorsicht, harter Themenwechsel: Auffallend ist, dass bei dieser EM sehr viele Eigentore fallen und die Quote der Weitschusstoren bei ca. 30% liegt.
Das ist ungewöhnlich. Manche Experten sehen dafür u.a. tief stehende Gegner und vermeintlich viele Torwartfehler als Ursache. Da mussten wir natürlich bei einem ehemaligen Nationaltorwart nachfragen!
Unser Kurzinterview mit Rene Adler findet ihr unten. 👇
Happy Donnerstag,
Auf geht’s ✌️
MEME OF THE DAY

DREI SCHNELLE FRAGEN

Rene Adler über Atmosphäre und Momentum
Unser Kontext: Derzeit gibt es einige Diskussionen und Erklärungsversuche für die hohe Anzahl an Eigentoren und auch Weitschusstoren. Einige Experten stellen das gesamte Niveau der EM in Frage, andere sehen Taktik und schlechtes Torwartspiel als Argumente für die vielen Weitschusstore. Wir wollen es genauer wissen und haben nachgefragt:
GMF: René, du hast als ZDF-Experte jetzt fast alle Spiele gesehen, auch live im Stadion. Manchmal sieht man Mannschaften, wie z.B. England, die nicht zu 100 Prozent ihr Leistungsvermögen abrufen. Wie schätzt du das allgemeine Niveau der Spiele ein? Sind dir Dinge aufgefallen?
Rene Adler: Zunächst einmal finde ich eine gute EM. Generell ist eine aufgeblasene Europameisterschaft logischerweise ausgeglichener als eine aufgeblasene Weltmeisterschaft, weil das Niveau einfach noch enger beieinander liegt. Und man sieht auch so eine Entwicklung dahin, dass es gibt keine ganz kleinen Mannschaften mehr gibt. Da gibt es zum Beispiel Überraschungsteams wie Rumänien oder auch grandiose Georgier. Mit dem Modus, dass die vier bestplatzierten Dritten weiterkommen, ist das natürlich ein dankbarer Modus für diese vermeintlich "Kleinen".
Beim letzten großen Turnier in Katar konnte man eine leichte Rückbesinnung auf die "schönen alten Tugenden des Fußballs" beobachten: Nicht die besten Einzelspieler gewinnen, sondern die Mannschaft mit der besten Atmosphäre und dem besten Momentum. Das kommt natürlich über Selbstvertrauen und Siege. Das hatte Argentinien bei der WM in Katar, und ich glaube, das kann man jetzt bei Deutschland oder auch bei den Österreichern wieder sehr gut sehen.
Alle sind sich einig, dass die Engländer bisher enttäuscht haben. Das haben wir auch im ZDF mit Chris und Per sehr gut thematisiert. Die englischen Spieler sind es in ihren Vereinen unter den Top-Trainern, sei es Arteta, sei es Guardiola, sei es Ancelotti, gewohnt, den Ball zu haben. Und jetzt habe ich das Gefühl, dass diese Spieler in die Nationalmannschaft kommen und ein bisschen planlos allein gelassen werden. Teilweise spielen sie auch nicht auf den Positionen, auf denen sie sich total wohl fühlen. Und dann kommt das, was wir jetzt sehen. Eine Ideenlosigkeit.
GMF: Knapp 30% der Tore sind Distanzschüsse. Einige Experten sehen dafür zwei mögliche Erklärungen: Taktisch tief stehende Mannschaften oder eine schlechtere Torwartleistung. Wie siehst du die Torhüterleistungen bei der EM?
Rene Adler: Es gibt immer diese Trends bei großen Turnieren, ich glaube, der größte Trend bei diesem Turnier sind die Eigentore, das ist schon verrückt. Ein anderer Trend ist, deutlich weniger Standardtore fallen. Normalerweise liegt die Quote immer ungefähr bei 25 Prozent, also ein Viertel aller Tore in einer Saison fallen nach Standards. Bei der Europameisterschaft liegen wir deutlich darunter. Dazu kommen jetzt noch die vielen Fernschusstore. Ich würde das damit erklären, dass jede Mannschaft erst einmal versucht, eine gute Defensive zu stellen: Das sieht man ganz gut bei den Favoriten wie den Franzosen oder den Spaniern, die teilweise noch kein Gegentor bekommen haben. Das sieht man auch bei den Engländern. Da geht nach vorne nicht viel, aber sie verteidigen relativ gut im tiefen Block. Gerade gegen diese tief stehenden Mannschaften, die mit einer Dreier- oder Fünferkette verteidigen, sind Weitschüsse ein probates Mittel, weil der Schuss immer abgefälscht werden kann. Dadurch wird es für die Torhüter viel schwieriger.
Ich finde, dass wir auch bei den Torhütern gute Leistungen sehen. Ich habe natürlich auch meine Lieblingstorhüter, die ich genau beobachte. Ich bin ein großer Fan von Bart Verbruggen, auch wenn er jetzt gegen Österreich verloren hat, gehört er sicher zur Crème de la Crème der nächsten Jahre. Was Verbruggen mit dem Fuß macht, ist unglaublich. Er hat ein unheimliches Selbstverständnis, mit dem er die Linien überspielt, und dazu ist er auch noch ein richtig guter Torwart.
Vor dem Turnier war ich nicht so überzeugt von Mike Maignan. Da habe ich aber keine Probleme zu sagen, dass ich da falsch lag. Der macht das während der EM richtig gut, ist ein brutaler Athlet und macht richtig viele Bälle fest.
Man kann auch noch Giorgi Mamardashvili von Georgien herausheben, der super Turnier spielt und gestern wieder gezeigt hat, dass er ein absolut überragender Torwart ist.
Sicherlich gibt es jetzt noch ein paar mehr, die man hervorheben kann, aber grundsätzlich schaue ich mir die Torhüter während der EM gerne an, weil das Niveau wirklich gut ist.
GMF: Das amerikanische Magazin „The Athletic“ hat den Spielball genauer unter die Lupe genommen und schreibt, dass sich der Ball genau so verhält, wie der Schütze es will. Im Gegensatz zum Spielball von 2010 fliegt der aktuelle Ball sehr kontrolliert und flattert nicht wie der Jabulani. Nimm uns Amateurfußballer mit: Ist der Ball wirklich so entscheidend und was ändert sich für den Torwart?
Rene Adler: Also, von den Verhältnissen 2010, die ich selbst miterlebt habe, sind wir heute sicherlich weit entfernt. Da war der Jabulani wirklich eine reine Plastikpille und da hatte man das Gefühl, dass jeder Bezirksligaspieler mittlerweile schießen kann, wie Juninho oder Ronaldo.
Davon sind wir heute zum Glück weit entfernt. Wenn es Spieler gibt, die eine besondere Schusstechnik haben und z.B. so einen Knuckleball schießen können, dann ist es gut, dass es an der Technik liegt und nicht am Ball. Mittlerweile steckt natürlich sehr viel Schusstechnik und Training dahinter. Aus Torwartsicht finde ich es natürlich gut, dass es wieder stabilere Flugkurven gibt.
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